Zwetana Penova,
Service & Product Design

Use Cases im nutzerorientierenten Designprozess

Published December 11, 2012

Der Human Centered Design-Prozess stellt die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen in den Mittelpunkt.

Um diese Bedürfnisse und Wünsche zu verstehen und zu validieren, bietet der HCD-Prozess verschiedene Arbeitsmethoden. Sind der Nutzerkontext und die Persona beschrieben, werden die Anforderungen an das Produkt deutlich. Das Nutzerszenario beschreibt schon die Berührungspunkte der Persona mit dem Produkt, ohne tief ins Detail zu gehen. Erst im Anschluss folgt die Analyse der Handlungen. Use Cases sollten dem Team präzis und verständlich die Interaktionen beschreiben.

Was ist ein Use Case?

Use Cases (Anwendungsfälle) lassen sich aus den Nutzerszenarien ableiten. Use Cases nehmen die Interaktionsmomente zwischen dem Nutzer und dem Produkt ganz genau unter die Lupe. Das Ziel ist es herauszufinden, in welchem Ablauf die Persona einen bestimmten Prozess tätigt.

Die Granularität solcher Beschreibungen ist sehr variabel.

Ein Anwendungsfall beginnt mit einem Nutzer-Ziel und endet, wenn dieses Ziel erfüllt ist.

Was sind die Vorteile dieser Methode?

  • Use Cases bringen die Nutzerperspektive ein.
  • Use Cases bilden die Kommunikationsbasis zwischen Entwickler und Designer.
  • Use Cases ermöglichen eine Priorisierung der Abläufe.
  • Use Cases sind agil und können sich an die neue Anforderungen anpassen.

Wie werden Use Cases erstellt?

Anwendungsfälle sollten immer im Set entwickelt werden, um die Beziehungen zwischen den verschiedenen Anwendungsfällen und Akteuren darzustellen. Es ist effizienter, gleichzeitig mehrere Use Cases zu schreiben, als diese der Reihe nach aufzuschreiben. Auf diese Weise kann man identifizieren und verstehen, welche Auswirkungen die verschiedenen Anwendungsfälle aufeinander haben.

  • 1. Beschreibung – richtig kurz, zwei bis drei Sätze darüber, was geschieht
  • 2. Akteure – Personen und Systeme
  • 3. Bedingungen, die erfüllt werden sollten, damit dieser Use Case auftritt
  • 4. Ergebniszustand – nach dem erfolgreichen Abschluss des Use Cases
  • 5. Standardablauf – das typische Szenario, das am häufigsten vorkommen wird.
  • 6. Alternative Abläufe – mögliche Verzweigungen in dem Prozess. Die alternativen Abläufe können mit einem Misserfolg, einer Rückkehr zu dem Standardablauf oder mit Erfolg abgeschlossen werden.

Wie wird ein Use Case dokumentiert?

Für gewöhnlich wird ein Use Case in Form eines Diagramms dokumentiert. Ein Diagramm kann einen sehr klaren Überblick über die Schrittfolgen der Akteure bieten und damit zu einem gemeinsamen Nenner für ein interdisziplinäres Team (Beispiel Verlag: Redaktion, Design, Produktion) werden.

Hier ein paar Beispiele, wie eine Dokumentation aussehen kann:

Ein klassisches Diagramm  Use Case als Tabelle  Use Case integriert in den Gesamtprozess

Welche Programme gibt es für die Dokumentation?

Ein paar Programme, die ich gefunden habe, kommen direkt aus der Software-Entwicklung und haben eine sehr funktionale Ästhetik. Diese Programme gibt es 30 Tage gratis zum Testen

UML-Modeling und Case Comlete

Noch findet man eine PowerPoint-Vorlage, die ich als Designer aber ablehne; ich bin eher bereit, einen Use Case in Illustrator zu erstellen.

Wie geht es weiter?

Das Human Centered Design ist ein iterativer Prozess – falls in dem Use Case Diskrepanzen auftauchen, werden die Nutzerszenarien und die Erkenntnisse über den Nutzungskontext der Persona noch einmal untersucht. Wenn nicht, geht es in meisten Fällen in die erste Prototype-Phase über.

Interesse am Thema? Mehr Tipps für echte Cracks.

  • Das Buch von Alistair Cockburn „WRITING EFFECTIVE USE CASES“ – Der Name ist Programm, hier wird geduldig erklärt und trainiert, wie Use Cases entstehen. Obwohl aus dem Jahr 2001, ist es immer noch ein super Buch und hier als PDF nachzulesen.
  • Wenn man sich 225 Seiten über Weihnachten ersparen möchte, hier eine tolle Erklärung am Beispiel von ebay.
  • Alle Schritte mit Beispielen aus Praxis, auf Deutsch http://www.highscore.de/
  • Noch ein Artikel, mit dem Schwerpunkt auf Modelling. http://www.developer.com
  • Ein Beitrag zur aktuellen Diskussion über agile Use Cases. http://blog.casecomplete.com
  • Sehr wichtig finde ich diese Beschreibung, da sie nicht aus der Software-Entwicklung, sondern aus der Perspektive der Usability stammt. http://usability-toolkit.de/

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