Zwetana Penova,
Service & Product Design

Visualisierung der Persona

Published August 07, 2012

Wie wird nun Leben in diese virtuelle Persona reingepustet? Wie erreicht die Persona die notwenige Präsenz und Wirkung? Nichts geht über eine gelungene Visualisierung. Hier ein paar Tipps dazu.

Arbeitsaufwand

Das Hauptziel der Persona-Visualisierung besteht darin, das Team permanent an die Interessen und Bedürfnisse der Zielgruppen zu erinnern. Es lohnt sich auf jeden Fall, etwas Zeit und Überlegung in die Visualisierung zu investieren. Die investierte Zeit sollte aber dem Projektvolumen entsprechen – hier bitte dem gesunden Menschenverstand folgen und die zeitlichen und finanziellen Kapazitäten nicht schon in dieser Phase ausschöpfen. Bei der Visualisierung bewegt man sich stets zwischen zwei Extremen: Zu wenig – die Persona ist visuell nicht präsent, zu blass und zu allgemein. Zu viel – die Persona-Visualisierung ist ein hübsches Plakat, wirkt glatt und abgeschlossen.

Gute Visualisierung

Die Zusammenfassung der Persona ist für alle Projektbeteiligten die zentrale Drehscheibe, wenn es um die Frage geht: „Sind wir auf dem richtigen Weg mit unseren Ideen?“ Aus diesem Grund sollte für das Team die Persona immer sichtbar und präsent sein – als Postkarte, Plakat, Bildschirmschoner, Maskottchen oder als lebensgroßer Aufsteller! Für größere Projekte kann man die Persona-Beschreibung auf zwei Ebenen durchführen. Eine plakative kurze Zusammenfassung mit den wichtigstenInfos und eine längere Version zum Nachforschen.

Die zentralen Daten, die ihr für die kurze Visualisierung braucht, sind:

  • Ein Bild, fotografiert oder gezeichnet, damit jeder das gleiche Gesicht vor Augen hat, sowie ein Name.
  • Eine zentrale Aussage oder ein Lebensmotto, das diesen Menschen charakterisiert.
  • Wichtigste Lebensstationen (als Bulletpoints)
  • ProduktrelevanteInformationen (möglichst kurz und präzis)

Layout:

  • Kontrastreich mit klarenInformationsprioritäten
  • Nicht zu perfekt – die Beschreibung sollte leicht zu verändern und zu ergänzen sein.

Beispiele für eine gelungene Visualisierung findet ihr am Ende dieses Artikels.

Schlechte Visualisierung

  • Aus meiner Erfahrung geraten die Personen, die nur beschrieben wurden, z. B. als Liste oder in einer Art Tabelle, schnell in Vergessenheit, da ihre Wirkung zu eintönig ist.
  • Bei der Persona-Beschreibung bitte lange, verschachtelten Sätze vermeiden.
  • Die Persona darf nicht zu glatt, zu perfekt wirken – eine unrealistische Darstellung wird immer hinterfragt.

Hier nun ein Beispiel für eine Persona-Zusammenfassung, die visuell leider nicht genug Präsenz zeigt: http://www.bui.haw-hamburg.de/pers/ursula.schulz/use/beispiele-a-moll/beispiel_personas.html

Schritte zu der Visualisierung

1. Recherchieren

Schon in der Anfangphase der Persona-Erstellung wird viel durch Zeichnungen und Bilder innerhalb des Teams kommuniziert – Fotos aus der Feldbeobachtung, Ausschnitte und Screenshots aus den Interviews, Collagen aus den Lieblingszeitschriften, Moodbards – das sind nun schon einige bildnerische Vorlagen, die an der Pinnwand hängen. Dazu kommen handgeschriebene Aussagen und Fragen.

2. Sortieren

Ist die Pinnwand voll, wird mit dem Sortieren begonnen. Nun werden die Gemeinsamkeiten gesucht und zusammengefügt – es entstehen dabei meistens mehrere Gruppen. Die polarisierenden Meinungen auf jeden Fall weiterhin hängen lassen, die geben euren Personas einen realistischen Touch. Die produktrelevanten Aussagen können in dieser Phase geclustert werden.

3. Konkretisieren

Zu diesem Zeitpunkt wird deutlich, in welche Richtung eure Personas gehen. Es ist nun soweit, ihnen Namen und Gesichter zu geben. Entscheidet euch gleich für mehrere Varianten – reduzieren kann man später immer noch. Eine gute Methode, die Kreation der Persona zu vervollständigen, heißt „Day in the life“ – schreibt einfach einen Tagesablauf der Persona auf. Anschließend können die Personas nach ihren Zielen priorisiert werden – in Personas, die im Mittelpunkt der zukünftigen Entwicklung stehen, in andere, die auch gut davon profitieren können, ohne 100% im Fokus zu sein, und in noch eine weitere Gruppe, deren Ziele das Produkt verfehlen.

4. Zusammenfügen

Jetzt geht es darum, alle Erkenntnisse möglichst lakonisch und plakativ zusammenzuführen. Nun müsstet ihr euch auch für die endgültige Visualisierungsform entscheiden – wird es ein Plakat, eine Collage oder eine Mindmap? Wichtig ist, kurz gesagt, dass diese Visualisierung authentisch und unkompliziert wirkt.

An dieser Stelle habe ich ein paar Beispiele angeführt, die sehr gut verschiedene Möglichkeiten der Visualisierung aufzeigen.

Beispiele:

Ein gelungenes Beispiel habe ich auf der Seite der Londoner Usability-Experten Webcredible  gesehen. Gestalterisch unaufregend, dafür aber sehr praktisch und handfest. Alle wichtigen Informationen sind vorhanden und deutlich zu erkennen. Man kann sofort damit anfangen zu arbeiten.

Nun ein Beispiel meiner Kollegen aus dem Verlag– eine Zusammenfassung der Persona für Redaktion und Designer

Einen anderen Ansatz präsentiert der amerikanische UX-Experte Barnabas Nagy. Seine grafische, collage-artige Gestaltung hebt die wichtigsten Informationen und Ziele hervor.

Ein wunderbares Beispiel dafür, wie lebendig und nah Personas sein können, zeigt die Stockholmer Usability-Designerin Rósa Guðjónsdóttir. Für das EU-Research Projekt  Nepomuk  hat sie die Personas in Lebensgröße im Projektraum aufgestellt. Die Doktorarbeit von Rósa Guðjónsdóttir handelt auch von der Persona-Methode und ist unter folgendem Link veröffentlicht worden pinkpuffin.com.preview.binero.se